ENDZEIT
ist ein transmedialer Erzählkosmos der Geschwister Anna & Jan Groos. Er spannt sich von der Webserie ENDZEIT über das ENDZEIT-TV Special „Zoon Politikon“, die Recherchehomepage des Protagonisten Daniel bis zum für 2019 geplanten Kinofilm.
Kurzinhalt
ENDZEIT handelt von Daniel, einem jungen Familienvater und Künstler im Kreativprekariat, der von seinem Onkel einen Keller vollgepackt mit Notfallutensilien erbt. Genervt vom Kunstmarkt kommt Daniel auf die Idee, die gehorteten Vorräte des Onkels als Katastrophen Notfall-Kits für jedermann im Internet zu versteigern. Durch die enorme Nachfrage angespornt, entwickelt Daniel ein Geschäftsmodell, das seiner Feststellung „Angst ist ein wachsender Markt“ Rechnung trägt, www.Endzeit.at ist geboren. Nach und nach erkennt Daniel jedoch, dass der äußere Erfolg dieser Firmengründung seinen Wunsch nach Sinnstiftung nicht erfüllen kann und so beginnt ein schleichender Prozess der Überhöhung. Steckt nicht in der Erwartung einer Katastrophe ein insgeheimer Wunsch nach Veränderung? Und könnte dieser Wunsch nicht ein Anzeichen sein für sozialrevolutionäres Potenzial? Es zeigt sich, dass diese Überhöhung im hohen Maße kompatibel ist mit den Sehnsüchten seiner Kunden und der Weg steht frei für eine Umdeutung von www.Endzeit.at. Auf zu neuen Welten!
Was steckt dahinter?
Die Idee für Endzeit entspringt dem derzeit auf vielen Ebenen der Gesellschaft vorherrschenden Gefühl der Unsicherheit. Daniel wird versuchen, dieses Gefühl für sich zu vereinnahmen und letztlich doch nicht die geglaubte Nasenlänge voraus sein. Dieses Gefühl der suchenden Unsicherheit zieht sich durch den Kosmos der Serie, wie es sich durch unseren Alltag zieht. Es findet sich in der permanenten Krisenrhetorik, die den Ausnahmezustand zur Normalität erhebt. Es findet sich in der Lebenssituation junger Menschen, die im scheinbaren Freiheitsversprechen „kreativen“ Arbeitens letztlich Selbstausbeutung, Prekariat und wahllose Abhängigkeiten (z.B. vom Kunstmarkt) wiederfinden. Es findet sich in den Abstiegsängsten einer zutiefst verunsicherten Mittelschicht auf nationaler und in den Abstiegsängsten der westlichen Welt gegenüber den aufstrebenden Wirtschaftsmächten China, Indien, Brasilien usw. auf internationaler Ebene. Daniels Antwort: Flucht nach vorn, fuck you all. Durch die Arbeit im Kreativprekariat in Projektmanagement geschult, beschließt Daniel auf die andere Seite zu wechseln und es zeigt sich, dass die Unterschiede in der Funktionslogik zwischen Kunstwelt und Wirtschaftswelt nur gradueller Natur sind. Daniel schaltet schnell, Form vor Inhalt. Er kombiniert „Zurück-zum-Ursprung“-Lifestyle mit einem Bedürfnis nach Sicherheit und hat das perfekte Angebot an die zuvor genannte, verunsicherte Mittelschicht. „www.Endzeit.at – Leben lernen“ bietet neben den obligatorischen Bug-out-bags, die bald zu einem Muss für jeden vernünftigen Haushalt werden, auch Kurse für den interessierten Laien: wie überlebe ich eine Woche ohne Hilfsmittel im Wald, Kleintierschlachten für Anfänger, autarkes Leben in der Vorstadt. Nachweisbarer Erfolg, es fühlt sich gut an. Auch die kritische Freundin, die derweil ihre Künstlerinnenkarriere weiter verfolgt, kann der finanziellen Seite dieser Bestätigung nichts entgegensetzen. Aber die Hybris währt nicht lang. Formt der Mensch die Arbeit oder die Arbeit den Menschen? Die Argumente für die Vorsorge scheinen unabweisbar und so hängen die ersten Bug-out-bags bald auch bei Daniel zuhause.
Wie ist Endzeit?
ENDZEIT ist für uns in verschiedenster Hinsicht ein persönliches Projekt. Beim Dreh gab es ein kleines, bewegliches Team und das Drehbuch galt uns als gesundes Gerüst, dass es in der Herstellung zu behängen und bespielen galt. Planung und Improvisation wurden und werden als sich ergänzende Strategien und nicht als gegensätzliche Paare begriffen, nichts im Drehbuch war in Stein gemeißelt. ENDZEIT ist auch ein Wagnis, ein gemeinsames Entdecken und in die Welt bringen.